Branchen & Märkte

Kubas Wirtschaft schrumpft 2023 um 1,9 Prozent

16.07.2024

Foto: Enrique González (Enro)/ Cubadebate.

Kaum Deviseneinnahmen, keine Erholung der heimischen Produktion, dazu Treibstoffmangel und hohe Auslandsschulden – die Liste der Probleme ist lang.

Die kubanische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 1,9 Prozent zurückgegangen. Das bestätigte Kubas Wirtschaftsminister Joaquín Alonso Vázquez am Montag während einer Arbeitssitzung des Wirtschaftsausschusses der kubanischen Nationalversammlung. Bei der Bewertung der Wirtschaftsleistung in der ersten Jahreshälfte 2024 wies der Minister darauf hin, dass komplexe Szenario anhält, das durch ein hohes Haushaltsdefizit und eine über den Empfehlungen liegende Geldemission gekennzeichnet ist.

„Wir haben nicht ausreichende Deviseneinnahmen, fast keinen Zugang zu externen Krediten und eine geringe Erholung der nationalen Produktion. Gleichzeitig gibt es Einschränkungen bei Brennstoffen und Energie, eine hohe und anhaltende Inflation und eine hohe Auslandsverschuldung“, wird Alonso Vázquez vom staatlichen Onlineportal Cubadebate zitiert.

Nach dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Coronajahr 2020 um 10,9 Prozent wies Kubas Wirtschaft in den Jahren 2021 und 2022 ein bescheidenes Wachstum von 1,3 und 1,8 Prozent aus. Angesichts des erneuten Einbruchs um fast zwei Prozent, liegt die kubanische Wirtschaftsleistung weiterhin stark hinter dem Vor-Pandemie-Niveau zurück. Als Gründe für den Rückgang im Jahr 2023 nannte Alonso Vázquez die US-Blockade, den Mangel an Devisen, ein unzureichendes Angebot an Waren und Dienstleistungen,, den Treibstoffmangel, den Überschuss an Bargeld im Umlauf außerhalb des Bankensystems und andere „Verzerrungen“. Laut dem Minister trug der Tourismus- und Hotelsektor im vergangenen Jahr mit 13 Prozent am meisten zum BIP bei. Er warnte aber, dass die Zahlen für 2024 „nicht schmeichelhaft“ seien. So hat Kuba in der ersten Jahreshälfte „nur“ 88 Prozent der geplanten Devisen eingenommen. Das sind 222 Millionen US-Dollar weniger als erwartet. In diesem Zusammenhang erklärte Alonso Vázquez, dass die exportorientierte Produktion Priorität habe.

„Alles, was wir vor allem in den letzten Monaten getan haben, sollte auf eine Erholung im weiteren Jahresverlauf hindeuten. Dies dürfte durch die günstige Entwicklung der wichtigsten Exportgüter, darunter Tabak, Aal und andere Fischereierzeugnisse sowie Biopharmazeutika, beeinflusst werden“, erklärte der Minister. Er wies darauf hin, dass die Produktion von Nickel, Zucker, Honig, Shrimps und Rum zwar nicht die erwarteten Einnahmen erreicht habe, das Land aber in der zweiten Jahreshälfte ein günstigeres Umfeld schaffen dürfte, da eine Reihe von Selbstfinanzierungsprogrammen in Devisen geschaffen und genehmigt wurde, die eine Ankurbelung dieser Aktivitäten ermöglichen werden. Die Abgeordneten erfuhren zudem, dass in den vergangenen sechs Monaten 12 neue Unternehmen mit ausländischen Investitionen genehmigt wurden, eines davon in der Sonderentwicklungszone Mariel.

In dieser Woche wird das kubanische Parlament voraussichtlich einen neuen makroökonomischen Anpassungsplan der Regierung verabschieden – den zweiten innerhalb von nur sechs Monaten. Der Ministerrat hat zudem eine Reihe von Maßnahmen zur Ausgabenkürzung vorgelegt – von der Aussetzung öffentlicher Investitionen bis hin zur Kürzung von Haushaltsposten. Die Maßnahmen zielen vor allem darauf ab, die Einnahmen in kubanischen Pesos und in Devisen zu erhöhen. Um der starken Inflation Einhalt zu gebieten, sind seit dem 8. Juli für eine Reihe von Grunderzeugnissen Preiskontrollen in Kraft. Die Maßnahme ist jedoch umstritten.

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