Um die Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln, hebt die kubanische Regierung vorübergehend die Einfuhrzölle für verschiedene Produkte auf.
Die Einfuhr von verschiedenen, für die Landwirtschaft wichtigen Produkten, darunter Düngemittel, Futtermittel, Tierarzneien und Pestizide, wird bis zum 31. Dezember 2025 von Einfuhrzöllen befreit. Die entsprechende Resolution 329/2024 des kubanischen Finanzministeriums wurde in der vergangenen Woche im allgemeinen Amtsblatt der Republik Nr. 112 veröffentlicht (PDF). Die Liste aller zollfreien Waren ist der Entschließung als Anlage beigefügt. Sie umfasst Produkte wie Mehl, Getreide, Saatgut, Öle und Zucker, enthält aber auch Waren wie Farben, Reifen, Werkzeuge oder verschiedene Arten von Verpackungen.
Die Maßnahme soll vor allem die nationale Nahrungsmittelproduktion ankurbeln, sagte Finanzminister Vladimir Regueiro Ale laut einem Bericht des staatlichen Onlineportals Cubadebate. „Durch die Senkung der Importkosten werden sowohl die staatlichen als auch die nichtstaatlichen Wirtschaftsakteure bessere Bedingungen haben, um diese Waren zu importieren und sich an Projekten zur Förderung der Produktionslinien zu beteiligen“, so der Minister. Ziel sei es, die Endpreise der Produkte zu senken, indem die Produktionskosten verringert und das Angebot auf dem Markt erhöht werde. Regueiro kündigte an, dass es Kontrollen durch den Zoll geben werde, „um sicherzustellen, dass die Waren für den Zweck verwendet werden, für den sie eingeführt wurden“.
Angesichts der schweren Versorgungskrise versucht Kubas Regierung seit einigen Jahren, mit verschiedenen Maßnahmen in der Landwirtschaft, die Lebensmittelproduktion zu steigern und die Importabhängigkeit zu verringern. Das Land führt gut vier Fünftel seiner Lebensmittel ein und gibt dafür jährlich mehr als zwei Milliarden US-Dollar aus. Ende Februar 2022 präsentierte die kubanische Regierung einen Plan zur Ernährungssicherheit. Er ist mittlerweile in Kraft getreten.
Landwirtschaftsminister Ydael Perez Brito erklärte im Oktober, Kubas Landwirte arbeiteten mit nur zehn Prozent des von ihnen benötigten Treibstoffs. Das Land habe in den letzten fünf Jahren nur einen Bruchteil der benötigten Mengen an Düngemitteln, Hühner- und Schweinefutter kaufen können. Allein die Preise für die Einfuhr von Futtermittel sind nach Angaben von Wirtschaftsminister Joaquín Alonso Vázquez seit 2019 um 105 Prozent gestiegen, in diesem Jahr allein um 65 Prozent, während das Land gleichzeitig weniger Zugang zu Devisen hat. Zuletzt hatten zudem zwei schwere Hurrikans im Osten und Westen des Landes große Schäden in der Landwirtschaft verursacht. Laut Alonso Vázquez wurden rund 37.000 Hektar (ha) Anbaufläche verwüstet, vor allem in den Provinzen Guantanamo (17.000 ha), Artemisa (15.000 ha), die Havanna miternährt, und Mayabeque (4.200 ha). Gemüse-, Obst- und Bananenpflanzungen waren besonders betroffen, aber auch Kaffee und Kakao.