Kubas Wirtschaftsminister stellt den Wirtschaftsplan der Regierung für das Jahr 2025 vor. Die Wirtschaft soll um ein Prozent wachsen.
Die kubanische Regierung rechnet für 2025 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von einem Prozent. „Diese Annahme beruht auf der Erholung des Tourismus und der Einnahmen aus den wichtigsten Exportgütern sowie auf der Wiederbelebung der produktiven, landwirtschaftlichen und industriellen Aktivitäten und der sozialen Dienstleistungen für die Bevölkerung“, erklärte Kubas Wirtschaftsminister Joaquín Alonso Vázquez Mitte Dezember in der Nationalversammlung. Weitere Faktoren seien die Stabilisierung der nationalen Stromversorgung und Verbesserungen bei der Brennstoffversorgung. Nach dem Rückgang des BIP im Jahr 2023 um 1,9 Prozent, hat die Regierung bereits ausgeschlossen, dass die Wirtschaft im Jahr 2024 gewachsen ist. Konkrete Zahlen aber legte sie bislang nicht vor.
Wirtschaftsminister Alonso Vázquez wies bei der Vorstellung des Wirtschaftsplans 2025 (PDF) darauf hin, dass in diesem Jahr „das komplexe Szenario fortbestehen wird, in dem sich die kubanische Wirtschaft bisher entwickelt hat, mit Bedrohungen, Spannungen und Risiken, die wir in der Lage sein müssen, durch die schrittweise Umsetzung von Maßnahmen, mit unseren eigenen Anstrengungen und verfügbaren Ressourcen und mit den Reserven, die wir haben, zu überwinden“.
Ziele des Wirtschaftsplans
Zu den vorrangigen Zielen des Wirtschaftsplans für 2025 gehören:
-Weitere Fortschritte bei der Umsetzung des makroökonomischen Stabilisierungsplans mit Maßnahmen, die zum schrittweisen Abbau der bestehenden Ungleichgewichte beitragen
-Erhöhung der Deviseneinnahmen des Landes
-Steigerung der nationalen Produktion
-Sicherung der Ressourcen für die Verteidigung und die innere Ordnung
-Allmähliche Erholung des nationalen Elektroenergiesystems (SEN) auf der Grundlage der Umsetzung des in diesem Zusammenhang verabschiedeten Regierungsprogramms
-Adressierung der Prioritäten in den Bereichen Sozialpolitik, Gesundheit und Bildung
-Einbeziehung von Wissenschaft und Technologie zur Erholung der Wirtschaft
Bei der Verwirklichung dieser Ziele, so der Wirtschaftsminister, würden auch Schritte mit befreundeten Ländern und internationalen Finanzinstitutionen unternommen, um neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Er prognostizierte zugleich ein Jahr mit neuen Herausforderungen, z.B. die neue US-Regierung und Naturereignisse, die sich auf das nationale Territorium auswirken könnten.
Außenhandel mit Wachstumspotenzial
Der von Alonso Vázquez vorgestellte Wirtschaftsplan 2025 sieht Gesamtexporte in Höhe von 10,61 Milliarden US-Dollar vor, 969 Millionen US-Dollar mehr als im Jahr 2024 (+10 %). Die Warenausfuhren werden sich auf 2,87 Milliarden US-Dollar belaufen, ein Zuwachs von 659 Millionen US-Dollar gegenüber der Schätzung für 2024. Die Hauptzuwächse werden sich laut Wirtschaftsministerium auf Honig (+22 %), gedrehten Tabak (+20 %), Rum (+18 %), Biopharmazeutika (+16 %), Nickel und Kobalt (+14 %), Hummer (+10 %) und Zuchtgarnelen konzentrieren, die sich verdreifachen dürften. Der Export von Dienstleistungen soll 7,74 Milliarden US-Dollar erreichen, 310 Millionen US-Dollar mehr als im Jahr 2024, wobei Tourismusdienstleistungen um 11 Prozent, Flughafendienstleistungen um 18 Prozent und die medizinischen Dienstleistungen in Drittmärkte um 26 Prozent zunehmen sollen. Von nicht staatlichen Wirtschaftsakteuren werden Exporte in Höhe von 35 Millionen US-Dollar erwartet, Hauptprodukt ist dabei (Marabú-)Kohle.
Im Bereich der Exporte zielt der Wirtschaftsplan darauf ab, so Alonso Vázquez, die Notwendigkeit zu verstärken, neue exportfähige Produkte zu schaffen, die auf Wissen und Hochtechnologie basierenden Exporte zu fördern, während der Tourismus wiederbelebt und andere professionelle Dienstleistungen sowie die ausländischen Direktinvestitionen angekurbelt werden sollen. Im Tourismussektor strebt die kubanische Regierung im kommenden Jahr 2,6 Millionen Besucher an, ein Anstieg von 17 Prozent gegenüber der Schätzung für 2024.
Die Importe werden sich nach Angaben des Ministers auf Brennstoffe und Nahrungsmittel konzentrieren, die 43 Prozent ausmachen. Die Lebensmittelimporte sollen um 500 Millionen US-Dollar zunehmen und vor allem die wichtigsten Produkte des über die sogenannte libreta vertriebenen standardisierten Familienwarenkorbs umfassen.
Wiederbelebung der Industrieproduktion
Um den wirtschaftlichen Aufschwung im Jahr 2025 anzukurbeln, werden die in der Lebensmittelproduktion, der Industrie und dem Handel vorhandenen Industriekapazitäten als potenzielle Reserven identifiziert, deren Produktion mit geringen Investitionen in Ausrüstungen, Rohstoffe und Materialien reaktiviert und durch ausländische Investitionen verwaltet werden können, so Alonso Vázquez. Im Herbst veröffentlichte Zahlen hatten einen starken Einbruch in vielen Schlüsselsektoren der kubanischen Wirtschaft gezeigt.
Der Wirtschaftsminister betonte, es müssten eine wirksame Integration und Synergien zwischen dem staatlichen Sektor und den nicht staatlichen Wirtschaftsakteuren erreicht werden, was eine stärkere kooperative Produktion und Verflechtung und im Ergebnis erschwinglichere Preise für die Bevölkerung ermöglichen wird. Der Plan sieht darüber hinaus eine allmähliche Erholung des Güter- und Personenverkehrs vor sowie eine bessere Auslastung der Industriekapazitäten durch die bessere Nutzung der vorhandenen technologischen Möglichkeiten und finanziellen Mittel. Diese sollen für Rohstoffe und Ersatzteile, insbesondere in den für den Export produzierenden Sektoren, eingesetzt werden.
Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion
Im Bereich Binnenhandel sieht der Wirtschaftsplan der Regierung für das kommende Jahr unter anderem die schrittweise Wiederaufnahme der Selbstfinanzierungssysteme in Devisen (esquemas de autofinanciamiento en divisas) vor.
Zudem sind Steigerungen bei den wichtigsten landwirtschaftlichen Produkten vorgesehen. Im Vergleich zu 2024 ist unter anderem ein Anstieg der Produktion von Reis (+42 %), Bohnen (+85 %), Mais (+100 %), Milch (+2 %), Eiern (+54 %), Schweinefleisch (+69 %), Lebensmitteln (+85 %) und Gemüse (+11,5 %) vorgesehen. In der Zuckerindustrie wird ein bescheidener Anstieg gegenüber der letzten Ernte prognostiziert. Die Zuckerausfuhren sind mit 30.000 Tonnen geplant.
Wiederbelebung des Energiesektors
Im Energiesektor erwartet die Regierung, dass die Ergebnisse der Umsetzung des Programms zur Erholung des nationalen Elektrizitätssystems (SEN) dazu beitragen werden, die aktuelle Situation zu verbessern. Die Energieerzeugung des SEN soll 2025 nach den Plänen der Regierung insgesamt 18.606 Gigawattstunden (GWh) betragen. Es wird ein etwas geringeres Defizit als in diesem Jahr prognostiziert, da die Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen allmählich zunimmt und die Kapazitäten der dezentralen Erzeugung wiederhergestellt werden, wobei der Schwerpunkt auf Heizöl liegt, um die Dieselimporte und den Verbrauch in diesem Sektor proportional zu verringern.
Im Jahr 2025 sollen 1.734 GWh mit erneuerbaren Energien erzeugt werden, was einem Anteil von 9,3 Prozent an der Gesamterzeugung des Landes entspricht. Im Jahr 2024 wurden geschätzt 1.098 GWh Leistung aus erneuerbaren Energien erzeugt, was nach Angaben der Regierung einem Anteil der erneuerbaren Energien von gerade einmal 3,45 Prozent entspricht.
Makroökonomisches Stabilisierungsprogramm geht weiter
Alonso Vázquez erklärte, dass sich die Prioritäten des makroökonomischen Stabilisierungsprogramms im Jahr 2025 „im Wesentlichen auf die Durchführung von Kontinuitätsmaßnahmen zur Senkung des Haushaltsdefizits, die Reduzierung des Geldumlaufs der Landeswährung, die Reaktivierung des Devisenmarktes und die Umgestaltung des Mechanismus zur Verwaltung und Kontrolle der Liquidität in Devisen konzentrieren werden“. Diese Fragen, so der Minister, hätten einen entscheidenden Einfluss auf die Währungs-, Steuer- und Preiskontrolle.
„Der Erfolg der Umsetzung des makroökonomischen Stabilisierungsprogramms wird davon abhängen, ob es gelingt, die verschiedenen Vorschläge in der richtigen Reihenfolge auszuführen, um die positiven Auswirkungen zu maximieren und die potenziellen negativen Folgen abzumildern.“