Kubas Energieminister gibt Einzelheiten zum Programm der Regierung zur Wiederherstellung des nationalen Elektrizitätssystems bekannt.
Um das Nationale Elektrizitätssystem (SEN) so schnell wie möglich wiederzubeleben, hat die kubanische Regierung ein Programm für seine Wiederherstellung im kommenden Jahr entworfen. Ziel ist eine nachhaltige Stromerzeugung, um die Nachfrage von Bevölkerung und Wirtschaft zu decken, mit dem Schwerpunkt Übergang zur Energiesouveränität. Das erklärte Kubas Energieminister Vicente de la O Levy Ende Dezember vor den Abgeordneten der Nationalversammlung.
Angesichts der berechtigten Frage der Bevölkerung, warum die Stromausfälle in diesem Jahr im Vergleich zu 2023 zugenommen haben, so der Minister, gebe es zwei grundlegende Elemente, die sich auf den Rückgang der Erzeugungskapazität ausgewirkt hätten: die Unmöglichkeit, den für das SEN benötigten Brennstoff zu garantieren, und der Wegfall von etwa 300 Megawatt (MW) an Erzeugungskapazität. Hinzu kämen die Auswirkungen zweier Hurrikans und eines Erdbebens sowie der US-Blockadepolitik.
Schwerpunkt erneuerbare Energien
Angesichts dieser Umstände umfasst das Programm der Regierung konkrete kurzfristige Maßnahmen und hat neben der Wiederherstellung der dezentralen Stromerzeugung auch die Wiederherstellung der Stromerzeugung durch Wärmekraftwerke zum Ziel. Außerdem müsse man auf erneuerbare Energiequellen setzen, vor allem auf die Stromerzeugung durch Photovoltaik, um die Erzeugungskosten zu senken, so der Minister. Die nationale Strategie zur Energiewende, also des Umstiegs auf erneuerbare Energiequellen, weist laut De la O heute die meisten Investitionen auf, angefangen mit dem Bau von 92 Photovoltaikparks mit einer Gesamtleistung von 2.000 MW. Laut Minister werden voraussichtlich 55 Anlagen im nächsten Jahr verfügbar sein. „Dies wird sich zweifellos positiv auf die Beseitigung der Stromabschaltungen während des Tages auswirken“, erklärte De la O.
Nach Angaben des Ministers werden zwei Solarparks im Februar und sechs im März 2025 in Betrieb genommen. Insgesamt sollen neue Solarparks die Stromerzeugung im kommenden Jahr 2025 um 1.202 Megawatt erhöhen, berichtete die Tageszeitung Granma. „Jeden Monat synchronisieren wir im Durchschnitt fünf Photovoltaikparks. Wenn wir das mit der Leistung jedes Parks multiplizieren, die 21 MW beträgt, können wir sagen, dass wir in der ersten Jahreshälfte etwa 590 MW synchronisiert haben und in der zweiten Jahreshälfte 612 MW, was insgesamt 1 202 MW ergibt“, so De la O. Der Minister erwartet, dass zwischen 2025 und 2026 2.000 MW zur nationalen Stromerzeugung hinzukommen werden. Ferner laufe ein durch Spenden ermöglichtes Projekt zur Installation von zusätzlichen 120 MW in Solarparks.
Türkische Kraftwerksschiffe
Kubas Energieminister wies vor den Abgeordneten darauf hin, dass mehrere Kraftwerksschiffe des türkischen Unternehmens Karadeniz Holding sich aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten zurückgezogen hätten, sodass 301 MW weniger zur Verfügung stehen. Derzeit gebe es nur noch zwei der ehemals acht schwimmenden Kraftwerke in Kuba mit einer Leistung von 257 MW. Beide befinden sich demnach in Havanna; jene in Mariel und Santiago de Cuba haben die Insel bereits verlassen oder wurden zumindest vom Stromnetz abgekoppelt. Dies sei „eine Folge der Unmöglichkeit, den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, weil keine Devisen vorhanden sind“, räumte die Tageszeitung Granma überraschend freimütig ein.
Das Programm der Regierung in Havanna sieht dementsprechend vor, Karadeniz Holding ein Finanzierungsprogramm zur Begleichung der aufgelaufenen Schulden vorzuschlagen. Überdies beinhaltet das Programm die Sanierung der Stromnetze, die Gewährleistung einer stabilen Versorgung mit Brennstoff, um die Nachfrage nach acht Millionen Tonnen Treibstoff zu decken, sowie Maßnahmen zur Gewährleistung einer rationellen Energienutzung durch die Verbraucher. Erst Ende November erließ die kubanische Regierung neue Vorschriften für die Kontrolle und den effizienten Einsatz von Energieträgern und die rationelle Nutzung von Energie.