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Kuba identifiziert Gebiete für die Errichtung von Windparks

18.07.2024

Foto: Germán Veloz Placencia

Eine Studie weist 21 Regionen auf Kuba mit großem Potenzial für die Errichtung von Windparks aus. Experten raten zu kleineren, dezentralen Anlagen.

Kubanische Wissenschaftler haben 21 Gebiete im Land identifiziert, die günstige Bedingungen für die Errichtung von Windparks bieten. Die Gebiete befinden sich laut Untersuchungen des Zentrums für Physik der Atmosphäre des Instituts für Meteorologie unter Beteiligung anderer Einrichtungen hauptsächlich an der Nordküste im Zentrum und Osten des Landes, in der Gegend zwischen Camagüey und Holguín, im Süden der östlichen Region sowie im südwestlichsten Zipfel der Provinz Pinar del Río. Das berichtete die kubanische Tageszeitung Granma.

Alfredo Rodríguez Roque, Koordinator der Gruppe für erneuerbare Energien am Institut für Meteorologie, schätzt das technisch installierbare Potenzial für die Stromerzeugung aus Wind in Kuba auf etwa 1.100 Megawatt (MW). Vor allem finanzielle Hindernisse aber behinderten den Ausbau erneuerbarer Energien auf nationaler Ebene, heißt es in dem Bericht. Laut Conrado Moreno Figueredo, Professor am Zentrum für das Studium der Technologien für erneuerbare Energien (CETER) der Technologischen Universität José Antonio Echeverría (CUJAE) in Havanna, erfordert das derzeitige ungünstige Wirtschaftsszenario die Suche nach praktikablen Optionen, um das Potenzial der Windenergie in Kuba zu nutzen. Daher sei es sinnvoll, auf Windturbinen mittlerer Leistung zurückzugreifen, anstatt in nächster Zukunft den Bau großer Windparks zu planen. „Da diese Anlagen kleiner sind, weniger Investitionen erfordern und von öffentlichen oder nichtstaatlichen Einrichtungen betrieben werden, können sie einen großen Beitrag zum Ausbau der Windenergienutzung leisten“, so Moreno. „Wenn ich von dieser Art von Windkraftanlagen spreche, meine ich solche, deren Leistung zwischen 100 und 1.000 Kilowatt (kW) liegt.“

Moreno zufolge sind alle heute in Kuba installierten Windturbinen im mittleren Leistungsbereich angesiedelt. Die größte Anlage des Landes befindet sich im Windpark Gibara 1 in der Provinz Holguín und hat eine Leistung von 850 kW. Die geplanten Windparks Herradura 1 und Herradura 2 in der Provinz Las Tunas werden eine Leistung von 1.500 bzw. 2.500 kW haben. Beide Parks werden zusammen über 54 Anlagen verfügen. Aufgrund seiner Größe ist das Projekt in Kuba beispiellos, betont Moreno. Das führe jedoch zu verschiedenen Schwierigkeiten im Bereich der Finanzierung und der materiellen Ressourcen für die Fertigstellung.

Windturbinen mittlerer Leistung mit Vorteilen

Moreno verweist darauf, dass Windturbinen mittlerer Leistung aufgrund ihrer technischen Merkmale leicht in eine Vielzahl von Projekten zur Erzeugung erneuerbarer Energien, zum Eigenverbrauch und zur dezentralen Erzeugung integriert werden können, sofern die Windverhältnisse geeignet sind. Sie können an das Verteilungsnetz angeschlossen werden, an schwache Netze, in isolierten Off-Grid-Systemen, als Teil eines Mikronetzes oder eines intelligenten Netzes oder in Hybridsystemen mit anderen Technologien arbeiten, einschließlich Photovoltaik, Biogas, Diesel mit oder ohne Speichersysteme, betonte er. „Die Windturbinen sind einfach zu installieren, zu betreiben, zu transportieren und zu warten, haben weniger Auswirkungen auf die Umwelt und das Erscheinungsbild als große Anlagen und benötigen vor allem wenig Platz.“ Ein Konzept, das gerade auch für den „besonderen Fall“ der Sonderentwicklungszone Mariel Sinn mache. Dort „könnte der Standort kleiner Windparks mit mittlerer Leistung den Strombedarf der dort ansässigen Produktions- und anderen Einrichtungen mit einem Minimum an Land für deren Bau decken“, so Moreno.

Kuba treibt angesichts der Energiekrise den Ausbau erneuerbarer Energien voran. Gerade erst kündigte die Regierung den Bau weiterer Solarparks an. Mitte März wurde bekannt, dass Kuba bis 2028 die Installation von 92 Photovoltaik-Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 2.000 MW Stromerzeugung plant. Nach der letzten Aktualisierung des Nationalen Entwicklungsplans soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Energiematrix des Landes bis 2030 auf 37 Prozent und danach schrittweise auf 100 Prozent ausgebaut werden. Das Land strebt Energieunabhängigkeit an. Noch aber liegt Kuba weit hinter dem selbst gesteckten Fahrplan zurück. Aufgrund des Mangels an Treibstoff und Ersatzteilen für die weiter im Betrieb befindlichen Wärmekraftwerke sowjetischer Bauart sowie Dieselgeneratoren gehören stundenlange Stromausfälle zum Alltag der Kubaner. Es fehlt an Geld für Wartung und Investitionen und für die Beschaffung von Brennstoff.