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Erfolgreiches Pilotprojekt: Deutsche Umwelttechnik auf Kuba gefragt

18.04.2024

Ein deutsch-kubanisches Wasseraufbereitungsprojekt mit deutscher Technik in Havanna soll Auftakt für weitere gemeinsame Projekte sein. Eine Zwischenbilanz.

Ein rundum positives Fazit und ein hoffnungsfroher Blick auf die künftige Zusammenarbeit – auf der Abschlussveranstaltung des Projektes „Deutsche Umwelttechnologien und lokales Ingenieurswissen für Kuba und die Gesamtregion Zentralamerika/Karibik“, zu der in dieser Woche in Havanna Vertreter deutscher und kubanischer Ministerien, der kubanischen Handelskammer, des Deutschen Büros zur Förderung von Handel und Investitionen in Kuba, sowie Unternehmer beider Länder zusammenkamen, waren in erster Linie optimistische Töne zu hören.

Ziel des Projektes sei es gewesen, durch Auswahl eines Pilotprojekts aus dem Bereich Wasser- oder Kreislaufwirtschaft deutsche Technologie mit kubanischen Experten zusammenzubringen, ausgerichtet an den Notwendigkeiten der Insel, erklärte Projektkoordinatorin Dianeisy Delgado López von der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kuba vor den gut 70 Teilnehmern.

Aus insgesamt 26 Projektvorschlägen war in einem mehrstufigen Auswahlverfahren das Wasseraufbereitungsprojekt des deutsch-kubanischen Gemeinschaftsunternehmens ACUANOVA S.A. ausgewählt und umgesetzt worden.

Die in Havannas Stadtteil Playa installierte Anlage mit einer Leistung von 300 Liter/Stunde funktioniert dank der Installation einer Photovoltaik- und Regenwasseranlage als autarkes System und versorgt zwei Kindergärten und ein Altersheim (200 Kinder und 50 betagte Menschen) mit sauberem Trinkwasser. Auf der Internationalen Handelsmesse von Havanna (FIHAV 2023) im vergangenen November wurde die Anlage in der Kategorie „Qualitätsprodukt“ ausgezeichnet.

Integraler Bestandteil und entscheidend für die Auswahl des Projekts, so Delgado, war der Aufbau eines Ausbildungszentrums zur Schulung kubanischen Personals in deutscher Umwelttechnik, in diesem Fall in Anlagen des Unternehmens Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH. Das eröffne die Perspektive, kubanische Spezialisten über Kuba hinaus in anderen Ländern der Region einzusetzen und unterstreiche den regionalen Ansatz des Projektes einer Ausweitung der GreenTech-Plattform auf Zentralamerika und die Karibik.

Im Anschluss blickte Osmany Hernández Alonso, Stellvertretender Geschäftsführer von ACUANOVA, auf die verschiedenen Etappen des Projekts zurück – von der Projektbewilligung im Februar 2023 über den Bau der Anlage im September 2023 bis zu Mitarbeiterschulungen in deutscher Technik durch Grünbeck und ACUANOVA im Dezember 2024 bzw. April 2024 -- und zog eine zufriedene Bilanz. Die drei hauptsächlichen Projektziele – Förderung des Umweltschutzes durch lokale Trinkwasseraufbereitung mit Beseitigung von Einwegplastik und Kraftstoffeinsparung unter Einsatz erneuerbarer Energien, Verbesserung der Lebensqualität in der Gemeinde durch leicht zugängliches, hochwertiges und sicheres Wasser, sowie Aufbau einer Referenz in der Abwasserentsorgung und Wasseraufbereitung mit deutscher Technologie für die Region Mittelamerika und die Karibik inkl. Entwicklung praktischer und technischer Ausbildungskurse – seien allesamt erreicht worden, so Hernández.

Weitere Zusammenarbeit gewünscht

Gefördert wurde das Projekt durch die Exportinitiative Umweltschutz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Bert Wibel, Projektkoordinator der Chambers for GreenTech des DIHK, stellte Herausforderungen und Projektansätze der Exportinitiative Umweltschutz vor, während Dr. Bettina Hoffmann, Staatssekretärin im BMUV per Videobotschaft die Ergebnisse des geförderten Projekts in Kuba würdigte.

Beide äußerten die Hoffnung auf eine fortlaufende fruchtbare Zusammenarbeit und neue deutsch-kubanische Projekte in der Zukunft, wie es bereits Dr. Frank Rückert, deutscher Botschafter in Kuba, Omar de Jesús Fernández, Generalsekretär der Handelskammer der Republik Kuba, sowie der neue Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Kuba und Geschäftsführer der Deutsch-Regionalen Industrie und Handelskammer für Zentralamerika und die Karibik, Daniel Bernbeck, und sein eigens aus Argentinien angereister Amtsvorgänger und nunmehr Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer, Gunther Neubert, in ihren Grußworten zu Beginn der Veranstaltung getan hatten.

Ein möglicher Anwendungsbereich künftiger Projekte ist die Wasseraufbereitung. Pedro Antonio Santiesteban vom belgischen Unternehmen BDC International, das laut eigener Aussage seit mehr als 20 Jahren als Verteter des deutschen Herstellers Kaeser Kompressoren GmbH & Co. KG. auf Kuba fungiert, verdeutlichte anhand eines Projektbeispiels aus der zentralkolumbianischen Region Cundinamarca das große Energiesparpotential der Anlagen von Kaeser, was angesichts der hinlänglich bekannten Probleme mit der Stromversorgung auf Kuba besonders interessant sein dürfte. In Kuba installiert Kaeser bislang vor allem Druckluftanlagen im pharmazeutischen Bereich.

Marktpotenzial für deutsche Umwelttechnologie bietet auch die kubanische Zuckerindustrie mit viel Potenzial für Kreislaufwirtschaft, wie Dr. C. Raúl Sabadí Díaz, Direktor für Zucker- und Energietechnologien des Kubanischen Forschungsinstituts für Zuckerrohr-Derivate (ICIDCA), in einem kurzen Vortrag erläuterte. Er verwies dabei auf positive Erfahrungen in anderen Ländern der Region sowie in Afrika. Von besonderem Interesse hierbei aus kubanischer Sicht ist das Thema Energiegewinnung aus Biomasse.

Blick nach vorn

Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der kubanischen Seite, mit besonderem Augenmerk auf den kubanischen KKMU, erklärte der neue Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Kuba, Daniel Bernbeck im Rahmen einer abschließenden Panel-Diskussion zu dem vorgestellten Pilotprojekt und seinen Zukunftsaussichten. Die Probleme und Herausforderungen seien überall ähnlich: Klimawandel, Wasserversorgung, Abfallwirtschaft – in Kuba komme vielleicht noch das Transportproblem hinzu. Neben Austausch und Technologie(Transfer) sei Aus- und Fortbildung ein wichtiger Bereich. Bernbeck verwies auf Deutschlands Erfahrungen mit Dualer Bildung, also der Verzahnung von Theorie und Praxis. Angesichts schnell wandelnder Arbeitswelten gewinne Duale Bildung an Bedeutung. Deutschland „exportiere“ seine Erfahrungen auf diesem Gebiet bereits in 45 Länder weltweit, sagte er. Insgesamt sehe er großes Potenzial für deutsche Umwelttechnik in Kuba, v.a. für deutsche Mittelständler. Er blicke der Kooperation mit der kubanischen Handelskammer und den deutschen AHKs in den Ländern der Region zuversichtlich entgegen, erklärte Bernbeck.

Künftige Projekte sollten vor allem „Laboratorien für Ideen“ mit offenem Ausgang sein, sagte DIHK-Vertreter Bert Wibel. Hinzu kämen Nachhaltigkeit, starke lokale Projektpartner und Technologietransfer als Auswahlkriterien. Er verwies auf verschiedene deutsche Förderprogramme. Neben dem Programm Exportinitiative Umweltschutz (EXI), in dem das BMUV Maßnahmen im Bereich des Exports von grüner und nachhaltiger (Umwelt-) Infrastruktur fördert, könnten Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen, im Rahmen des Programms develoPPP des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzielle und fachliche Unterstützung erhalten. Laut Wibel hat das deutsche Medizintechnikunternehmen Ottobock bei seinem Kuba-Geschäft von dem Programm profitiert. Darüber hinaus gebe es spezielle Programme für die „energetische Sanierung“, wie „International Hydrogen Ramp-up Programm" (H2Uppp)  zur Förderung von Wasserstoffprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern oder Programme der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), die sich für eine klimaneutrale Gesellschaft einsetzt.

Während Glenda Velázquez Molano des Unternehmens EnvaCaribe als Vertreterin des kubanischen Privatsektors in einer abschließenden kurzen Frage-Antwort-Runde vor allem auf die Notwendigkeit von Beratung und Zugang zu Technologie für Kubas neue Unternehmerinnen und Unternehmer hinwies, arbeitet ACUANOVA bereits an neuen Projekten im Tourismussektor in Cayo Largo del Sur und Varadero, um dort bei der Wasserbereitstellung Einwegplastik zu beseitigen.

Sie finden im Anhang die Präsentationen der Veranstaltung!