Das kubanische Ministerium für Energie und Bergbau teilte am Abend des 11. Septembers mit, dass das nationale Stromnetz (SEN) nach einem Totalausfall am Tag zuvor wieder vollständig hergestellt worden sei. In einer Mitteilung in den Netzwerken erklärte das Ministerium, dass „alle Provinzen bereits an das SEN angeschlossen sind“.
Der landesweite Stromausfall ereignete sich um 9:14 Uhr am Morgen des 10. September, als das Wärmekraftwerk Antonio Guiteras, das wichtigste des Landes, unerwartet vom Netz ging und eine Kettenreaktion von Ausfällen auslöste, die das Netz vollständig destabilisierten. Staatliche Medien berichteten, dass Flughäfen und wichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser und Wasserpumpen dank Notstromsystemen weiter funktionierten. Die überwiegende Mehrheit der 9,7 Millionen Einwohner des Landes blieb jedoch ohne Strom. Es war das fünfte Mal innerhalb eines Jahres, dass das nationale Stromnetz landesweit vollständig zusammenbrach. Nur wenige Tage zuvor war bereits der komplette Osten der Insel von einem vollständigen Stromausfall betroffen gewesen.
Die Wiederherstellung des Netzes erfolgte schrittweise im Laufe des 11. September. Die letzten Regionen, die wieder an das SEN angeschlossen wurden, waren die Provinzen Santiago de Cuba, Artemisa, Granma, Pinar del Río und Guantánamo, die am längsten ohne Stromversorgung geblieben waren. Die Behörden führten den Zusammenbruch auf die extreme Anfälligkeit des kubanischen Stromnetzes zurück, das aus veralteten Kraftwerken und einer Infrastruktur besteht, die in hohem Maße von importierten Brennstoffen abhängig ist.
Veraltete Infrastruktur und Umbau der Energiematrix
Die kubanische Stromversorgung beruht derzeit auf drei bzw. vier wesentlichen Säulen. Noch aus Sowjetzeiten stammende Wärmekraftwerke sind für einen Großteil der Stromerzeugung im Land verantwortlich. Hinzu kommen kleinere Gaskraftwerke und dezentrale Diesel- und Heizölmotoren, sowie türkische Kraftwerksschiffe. Von den ehemals acht schwimmenden Kraftwerken sind allerdings nur noch zwei im Hafen von Havanna übrig.
Die Erzeugungskapazität ist laut Regierung durch die Stilllegung alter Kraftwerke sowie Ausfälle und Havarien eingeschränkt. Es fehlt zudem an Mitteln für Wartung und Investitionen und für die Beschaffung von Brennstoff. Partner wie Venezuela haben ihre Lieferungen reduziert; dafür ist Mexiko eingesprungen. Ein Großteil der Brennstoffe muss teuer auf dem Weltmarkt eingekauft werden – für Devisen, die Kuba nicht hat. Zur Wahrheit gehört auch, dass Kuba weiter unter sehr harten Sanktionen der USA leidet, die das Land wirtschaftlich und finanziell strangulieren – und der Tourismus und die Exportwirtschaft kommen seit der Pandemie nicht in Schwung.
Zur Wiederbelebung des SEN hat die kubanische Regierung ein Programm für 2025 entworfen. Dieses sieht vor, Kapazitäten in dezentralen Erzeugungsnetzen und in thermoelektrischen Kraftwerken wiederherzustellen sowie die Stromnetze zu sanieren, einen rationellen Energieverbrauch zu fördern und die Energiewende voranzutreiben. Mittel- und langfristig setzt die Regierung auf eine Energiewende hin zu erneuerbaren Energien, vor allem durch Photovoltaik. Mit chinesischer Unterstützung treibt die kubanische Regierung derzeit die Installation von 92 Photovoltaikparks mit einer Gesamtkapazität von 2.000 MW Stromerzeugung bis 2028 voran. Bis Ende dieses Jahres sollen 55 Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 1.100 MW verfügbar sein.