Kubas Wirtschaft schrumpft das zweite Jahr in Folge. Seit der Pandemie beträgt das Minus elf Prozent. Das Haushaltsdefizit dagegen ist geringer als geplant.
Die jährlichen Sitzungen der kubanischen Nationalversammlung Mitte Juli dienen traditionell der Zwischenbilanz. Zudem werden die wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen des abgelaufenen Jahres präsentiert.
Kuba hat das Jahr 2024 mit einem Haushaltsdefizit von 6,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) abgeschlossen, nachdem es seine jährlichen Ausgaben um acht Prozent gesenkt hat. Diese Zahlen nannte Kubas Finanzminister Vladimir Regueiro Ale in einer Sitzung der Wirtschaftskommission der Nationalversammlung im Vorfeld der Parlamentsdebatte, über die das staatliche Onlineportal Cubadebate berichtete. Das Defizit liegt somit deutlich unter den ursprünglich prognostizierten 18,5 Prozent.
Im weltweiten Vergleich ist das Haushaltsdefizit im Verhältnis zum BIP immer noch hoch, bricht aber mit dem Trend der letzten Jahre. Kuba hat fünf Jahre lang hohe Haushaltsdefizite angehäuft und seit Ende 2023 einen mehrmals ergänzten „Plan zur Korrektur von Verzerrungen und zur Ankurbelung der Wirtschaft“ vorgelegt, um die Einnahmen - vor allem die Deviseneinnahmen - zu erhöhen und die Ausgaben deutlich zu senken.
In absoluten Zahlen weist der Staatshaushalt 2024 ein Defizit von 79,53 Milliarden kubanischen Pesos (CUP) auf. Laut Finanzminister Regueiro Ale wurden die Gesamtsteuereinnahmen um sieben Prozent erhöht. Die Steuern des Privat- und Genossenschaftssektors hatten daran einen Anteil von 15 Prozent.
Kubas Wirtschaft schrumpft weiter
Weniger erfreuliche Zahlen präsentierte Kubas Wirtschaftsminister Joaquín Alonso Vázquez dem Wirtschaftsausschuss des Parlaments. Laut einem Bericht der kubanischen Tageszeitung Granma bestätigte der Minister, dass die kubanische Wirtschaft im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent geschrumpft ist, nach einem Minus von 1,9 Prozent im Jahr zuvor. Nach dem Rückgang des BIP im Coronajahr 2020 um 10,9 Prozent wies Kubas Wirtschaft in den Jahren 2021 und 2022 ein bescheidenes Wachstum von 1,3 und 1,8 Prozent aus. Dieses wurde durch den Rückgang in den vergangenen beiden Jahren aber wieder aufgezehrt.
Kuba steckt seit der Covid19-Pandemie in einer schweren Wirtschafts-, Energie- und Versorgungskrise mit Engpässen bei Lebensmitteln, Treibstoff, Medikamenten und Betriebsmitteln für die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe. Der Mangel an Treibstoff und Ausrüstung hat das Stromnetz lahmgelegt, stundenlange tägliche Stromabschaltungen gehören selbst in der Hauptstadt Havanna seit Monaten zum Alltag. Mehrmals brach die Stromversorgung der Insel sogar komplett zusammen.
Die von Alonso präsentierten Zahlen unterstreichen den Ernst der Lage: Landwirtschaft, Viehzucht und Bergbau sind in den letzten fünf Jahren um 53 Prozent zurückgegangen, das verarbeitende Gewerbe und die Zuckerindustrie um 23 Prozent und Dienstleistungen um sechs Prozent.
Interne und externe Faktoren
Alonso Vázquez führt die Krise auf eine Kombination interner und externer Faktoren zurück. Die externen Faktoren überwogen und hatten ein größeres Ausmaß, so der Minister. Dazu zählte er die verstärkten Auswirkungen der US-Blockade, die „heftige Verfolgung der Finanzströme“ und die „Hindernisse für internationale Transaktionen“, die die Bezahlung von Lieferanten und den Zugang zu wichtigen Produktionsmitteln erschwert hätten. Überdies haben die Unmöglichkeit, genügend Brennstoffe für den Betrieb des nationalen Stromnetzes zu beschaffen, der Rückgang der Einnahmen aus dem Tourismus sowie Naturereignisse (Hurrikans) die Situation noch verschärft.
„Uns fehlen Energie und Brennstoff: und ohne Energie und ohne Brennstoff ist es sehr schwierig, sich zu entwickeln“, so Alonso Vázquez. Er wies darauf hin, dass das Land keinen Zugang zu internationalen Entwicklungskrediten hat und mit einer „hohen Auslandsverschuldung konfrontiert ist, die zwar bearbeitet und verwaltet wird, aber auch das normale Funktionieren der Wirtschaft beeinträchtigt“.
Exporte bleiben hinter dem Plan zurück
Der Minister erklärte, dass die Deviseneinnahmen aus dem Export am Ende des ersten Halbjahres 2025 nur 91 Prozent des Plans erreichten und sieben Prozent weniger betrugen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Plan für Warenexporte wurde lediglich zu 62 Prozent erfüllt, mit Rückgängen in den Bereichen Bergbau, Honig, Kohle und Biopharmazeutika, die durch Engpässe bei Betriebsmittels, Energie und Brennstoffen sowie durch den Rückgang der Weltmarktpreise und logistische Probleme beeinträchtigt wurden. Obwohl bei einigen Produkten wie Tabak, Hummer und Fischereierzeugnissen eine gewisse Erholung zu verzeichnen war, reichten diese Zuwächse nicht aus, um den Rückgang in anderen Sektoren auszugleichen.
Alonso Vázquez verwies darauf, dass im Exportsektor 29 Selbstfinanzierungsprogramme in Devisen genehmigt wurden, um die Produktivität zu fördern, Zwischenhändler auszuschalten und die Nachhaltigkeit der exportierenden Unternehmen zu gewährleisten. „Diese Programme werden die Erholung der Exportunternehmen und damit die Erhöhung der Beiträge für das Land ermöglichen“, sagte er.
Mit Blick auf die zweite Hälfte des Jahres 2025 nannte der Wirtschaftsminister als Prioritäten, die Umsetzung des makroökonomischen Stabilisierungsprogramms, die Steigerung der Deviseneinnahmen, die Förderung der nationalen Lebensmittelproduktion und die Stärkung der Stromversorgung. Für das laufende Jahr 2025 rechnet die Regierung mit einem Wachstum von einem Prozent. Die Prognose stützt sich auf eine Erholung des Tourismus, die Steigerung der Exporte und die Wiederbelebung von Landwirtschaft und Industrie. Der Minister räumte ein, dass die Stabilisierung der Stromversorgung und die Verbesserung der Brennstoffbilanz entscheidende Faktoren für die Erholung der Wirtschaft sein werden.