Kuba lässt Landwirten freie Hand, ihre gesamte Produktion direkt an Tourismusunternehmen zu vermarkten.
Die am 30. März 2022 im Amtsblatt der Republik Kuba veröffentlichte Resolution 73/2022 (PDF) legt fest, dass Unternehmen, landwirtschaftliche Genossenschaften, Grundbesitzer und Nießbraucher sowie andere landwirtschaftliche Erzeuger ihre gesamte landwirtschaftliche Produktion direkt an Einrichtungen verkaufen können, die dem Tourismus-System angehören oder zu dessen Versorgung beitragen. Der Beschluss sieht außerdem vor, dass verarbeitete Fleischerzeugnisse und ihre Derivate in zugelassenen Betrieben gekauft werden, sofern die geltenden Gesundheits- und Veterinärvorschriften eingehalten werden.
Im vergangenen Monat hatte Landwirtschaftsminister Ydael Pérez Brito das Jahr 2021 als eines der schlechtesten Jahre für Kubas Landwirtschaft in der vergangenen Dekade bezeichnet. Seit Beginn der Corona-Pandemie versucht die kubanische Regierung mit zahlreichen Maßnahmen in der Landwirtschaft, die Lebensmittelproduktion zu steigern. Im April 2021 wurde eine Reihe von landwirtschaftlichen Reformen beschlossen, in deren Rahmen Kubas Bauern erlaubt wurde, ihre über die staatlichen Lieferquoten hinausgehende Produktion an örtliche Hotels, Restaurants, Devisen-Supermärkte oder andere Kunden zu verkaufen. Hinzu kamen die Senkung der Strom- und Wasserpreise für Landwirte, die Förderung lokaler Entwicklungsprojekte und die Bereitstellung von Finanzierungsinstrumenten. Anfang August 2021 hob die kubanische Regierung die Preisobergrenzen für landwirtschaftliche Erzeugnisse auf. Ende Februar präsentierte die Regierung einen Plan zur Ernährungssicherheit. Dieser soll die landwirtschaftlichen Erträge steigern, die Importabhängigkeit verringern und die Ernährungserziehung verbessern.
Der Tourismussektor ist einer der wichtigsten Wirtschaftsbereiche Kubas und machte vor der Pandemie rund zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Im vergangenen Jahr brach der Tourismus nach Kuba gegenüber 2020 um fast 70 Prozent ein. Trotz allem schaut die Regierung optimistisch in die Zukunft. Auf der im Januar in Madrid abgehaltenen Internationalen Tourismusmesse Fitur 2022 nannte Kubas Tourismusminister Juan Carlos García Granda als Ziele für 2030 die Erhöhung der Hotelkapazität auf 95.000 Zimmer und die Überschreitung der Marke von sechs Millionen Besuchern im Jahr.